VATERROLLEN ODER DER BASISNAHE VERSUCH DER GESCHLECHTERDEMOKRATIE
"Männer*-Rolle vorwärts oder zurück?"
Das Schlagwort der Geschlechterdemokratie macht zunehmend die Runde. Das Verhältnis zwischen Frauen* und Männer* wird seit Jahren (besonders von Frauenseite) analysiert und an vielen Punkten kritisiert. Der Erwerb von Geschlechtsidentität wird in erster Linie durch die allgemeinen kulturellen Bedingungen und Vorgaben einer Gesellschaft gebildet. D.h. Männlichkeit wird in den Köpfen von Männern* (und Frauen*) ausgeformt und als Werte- und Normensystem den nachfolgenden Generationen vermittelt. Wird dieses Rollenverständnis nicht weiterentwickelt sowie an neuen Bedürfnissen angepaßt, kommt es häufig zu Brüchen, Mißverständnisses und Ungleichheiten, die auch Männern in ihrem Rollen erleben (und auch verunsichern). Blickt man auf unser aktuelles Männlichkeitsverständnis, so läßt sich folgendes festhalten: Das stereotype Männerbild befindet sich im Umbruch. Bestimmte rollentypische Eigenschaften wie z.B. immer Sieger sein zu müssen, sich keine Hilfe holen zu können, sich nicht zu hinterfragen, keine Nähe zu anderen Männern, etc., helfen nur noch selten bei der Suche nach adäquate Antworten (z.B. zum Thema "Gewalt") und notwendigen Veränderungen. Das tradierte männliche Selbstwertgefühl ist u.a. durch das in Auflösung geratene patriachialische Rollenbild, die ansteigende Zahl von Trennungen durch die Frau* und die vermehrte Bedrohung von Arbeitslosigkeit in Frage gestellt. Dadurch wird der Mann* mehr und mehr auf die eigene Identität zurückgeworfen, muß sich zunehmend mit seiner veränderten Situation auseinandersetzen und auf die Suche nach einem neuen, männlichen Selbstverständnis machen. Der Druck in Richtung Veränderung erzeugt ängste, Hilflosigkeit und Ohnmachtsgefühle. Ein Lösungsversuch ist das noch strengere Verhaften an tradierten Verhaltensweisen (= Fundamentalismus, "Männer stellen sich nicht in Frage, sie sind die Norm!"), ein anderer ist der Schritt des Dialoges mit sich selbst und anderen Männern*, um gemeinsam voneinander zu erfahren, Isolation zu überwinden und Verantwortung für sich selbst und sein Wachstum zu übernehmen.
Im Rahmen von Seminaren wird die Absicht verfolgt, im Sinne eines Dialoges unter Männer* eine gemeinsame Spurensuche aufzunehmen, um das tradierte Rollenverständnis mit neuen verträglicheren Perspektiven anzureichern und somit auch einen aktiven Beitrag zur Diskussion sowie zum Diskurs der Geschlechterdemokratie zu leisten.